SG38 auf der Wasserkuppe
Vergangenes Wochenende (18.6/19.6) verschlug es zwei junge Lindlarer Piloten auf die Wasserkuppe in Hessen. Die Idee war einfach, im Rahmen einer Veranstaltung der Luftsportjugend NRW Starts auf dem sogenannten Schulgleiter zu machen – Und doch steht mehr dahinter.
Die Wasserkuppe (auch Berg der Flieger genannt) ist sowas wie das Mekka der Segelflieger. Hier begann alles. Es wurde mit selbstgebauten Maschinen (nachdem der motorisierte Flug von den Allierten verboten worden war) experimentiert und viele Weltrekorde geflogen. Das alles zu einer Zeit, in der vom Begriff Thermik noch nicht die Rede war. Ein Flugzeug aus diesen Zeiten jener Pioniere ist der SG38 (Baujahr 1938). Ein Schulgleiter, d.h früher wurde diesem Einsitzer geschult, indem der Flugschüler nach einer kleinen theoretischen Einweisung einfach gestartet wurde.. Unser Plan war eigentlich der selbe: Einmal in der klassischen Startweise am Gummiseil selber zu fliegen.
Mit weiteren flugbegeisterten Jugendlichen trifft man sich also. Alle haben einen der begehrten Plätze ergattert und man wird von Sepp (Fluglehrer im Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe), Jeanette und Opa freundlich begrüßt und in die noch nicht geläufigen Verfahren eingewiesen. Dies sind in erster Linie Fehler, die man machen kann inklusive der dazu gehörenden “Bestrafung”. Das geht dann ungefähr so:
“Fuß vor Stillstand von Seitenruder nehmen”
->Kasten Bier
“Mütze verlieren”
->Kasten Bier
“Nach Mütze greifen”
->Kasten Bier
“Im Sumpf landen”
->Kasten Bier
“Nicht auf dem Flugzeug sitzen bleiben”
->Kasten Bier
…
Alle sind sich ziemlich sicher, dass der Bedarf an Gerstenkaltschale heute Abend gedeckt sein dürfte und dann geht es auch schon ans Aushallen und Fliegen. Es fällt gleich auf, dass ein Start harte Arbeit bedeutet. Insgesamt 14 Leute an den Gummiseilen (jeweils 7 an jeder Seite) und nochmal 6 die hinten halten. Vor dem Ausziehen und Losrennen erklingt von jeder Startmannschaft im Kanon ein “Feddich”, so zu mindestens der Plan. Wir brauchen, zur Belustigung von Sepp, allesamt ein paar Anläufe bis die Prozedur sitzt. Aber dann funktioniert es prima. Die Stimmung in der Gruppe ist top und jene, die schon einen Start hatten, bekommen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. An diesem Samstag müssen wir leider etwas früher abbrechen, da eine aufziehende Regenfront uns einen Strich durch die Rechnung macht. Also wird improvisiert und wir bekommen eine Privatführung durch das Segelflugmuseum. Erst jetzt wird vielen bewusst, welche Arbeit von den ersten Fliegergenerationen geleistet wurde. Der Tag ist ein voller Erfolg und wir lassen ihn im Clubheim des OSC Wasserkuppe ausklingen. Am nächsten Tag heißt es nochmal was eher raus. Wir wollen ja schließlich die restlichen Starts schaffen. Schnell wird klar, dass das frühere Aufstehen nicht notwendig gewesen wäre. Man sieht die Hand vor Augen nicht, die Wasserkuppe liegt noch in den Wolken. Als es dann letztendlich etwas auflockert, sind alle voller Tatendrang. Mit neuem Elan und nassen Schuhen werden die letzten Starts gemacht. Ungefähr 20 Sekunden fliegt am Ende jeder von uns. Ein paar Meter hoch und dann den Hang abgleiten, in einer Maschine in der früher viele Piloten ihre ersten fliegerischen Schritte gemacht haben. Nicht nur das Fliegen war eine einmalige Gelegenheit und den Ausflug wert, sondern allein für das Drumherum hätte es sich schon gelohnt.
Ein besonderer Dank gilt Kai und Julia für die hervorragende Organisation ,wie auch Heiner, welcher im Hintergrund die Strippen gezogen hat. Natürlich nicht zu vergessen ist der Einsatz von Sepp, Jeanette und Opa! Sie haben hervorragend die Begeisterung für die “Alte Schule” weitergegeben und schlussendlich ein Danke an alle, die dabei waren! Ihr wart super bis zum nächsten Mal!
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